„Wir müssen uns mit der Zukunft konfrontieren“


Seppi Sigl, führt die Trumer Brauerei in Obertrum. Er ist die achte Generation des Familienbetriebs. Die Corona-Krise hat ihm auch positive Impulse gegeben. Ein Interview.

 

 

 

 

 

Regionaler Lieferservice für alle: Bier ist in dieser Situation wichtiger denn je, oder?
Bier ist Grundnahrungsmittel und deswegen wichtig, ja. Etwas Lebensgenuss gehört jetzt einfach dazu, vor allem wenn viele Menschen jetzt zuhause wieder richtig kochen – gehört da schon ein gutes Bier dazu. Den Lieferservice werden wir evaluieren und vielleicht entsteht ja mehr daraus für die Zukunft – schön wäre, wenn sich mehrere zusammen tun und nicht jeder einzeln fährt.

Regionale Lebensmittelversorgung ist für Dich sowieso immer ein Thema, das Du unbedingt vorantreiben möchtest, wenn ich mich recht erinnere. Hast Du eine bestimmte Vision oder gibt es schon etwas, woran Du arbeitest?
Ich hoffe, dass einer der gesellschaftlichen Verbesserungen aus dieser Krise ist, dass wir ein völlig neues Bewusstsein für Regionalität entwickeln. Damit meine ich, dass die Leute endlich verstehen, wie wichtig dieses Thema mehr denn je für uns ist. Es nicht egal wo ich kaufe, es ist eine Kulturfrage. Wenn wir uns nicht aktiv darum bemühen, sind wir in einigen Jahren mit Monokulturen konfrontiert (Handel, Lebensmittelproduktion etc.) und das ist immer gefährlich für die Menschen (nicht für die Konzerne). Jetzt haben wir die Zeit uns damit auseinander zu setzen und zu informieren. In der Region hoffe ich, dass wir die bäuerliche Direktvermarktung auf neue Beine stellen können in den nächsten Jahren, vor allem auch für die Gastronomie.

Wie siehst Du diese „Krise“? Wie gehst Du damit um? Welche Schlüsse ziehst Du für Dich daraus?
Nach der ersten „Trouble-Shooting“ Phase, die sehr intensiv war, möchte ich jetzt in den Chancen-Modus kommen mit meinem Team. Reflektieren, neu evaluieren und neue Wege gehen. Jede Krise ist eine Chance…

Was meinst Du kommt nach der Krise?
Es wird uns sicher eine Zeit lang beschäftigen, aber ich sehe das positiv – wir müssen uns jetzt wirklich mit der Zukunft konfrontieren und schauen was können wir besser machen. Die richtigen Fragen stellen und nicht einfach so weiter machen wie bisher – wo ja eh einiges schief gelaufen ist. Wahrscheinlich wird es nicht immer bequem die nächste Zeit. Aber grundsätzlich glaube ich schon, dass nach dem Regen immer wieder die Sonne kommt.

Hat Covid19 Deine Pläne durcheinander gebracht – abgesehen davon, dass es alles durcheinander gebracht hat – gibt es etwas, das Du geplant hast, dass nun nicht mehr möglich ist?
Das evaluieren wir gerade. Aber wahrscheinlich werden wir leider die ein oder andere Investition nach hinten verschieben müssen.

Was macht die Situation mit der Trumer Brauerei?
Wir produzieren kein billiges Dosenbier für den Handel und sind seit Jahrzenten verlässlicher Partner der Gastronomie, dementsprechend trifft uns die österreichweite Totalschließung der Gastronomie mit voller Härte. Wir sind daher derzeit mit dem gesamten Team in Kurzarbeit. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam durch diese Krise gehen, im Team und als Familie, in guten wie in schlechten Zeiten.

Hast Du auch eine positive Erkenntnis aus dieser Krise gezogen?
Viele – und da werden noch einige kommen! Die Solidarität der Gesellschaft ist am Ende des Tage größer als wir immer glauben. Die Zuversicht, die Kreativität und der Optimismus der Menschen überwiegen – ich erlebe in der letzten Zeit im Digitalen viele Menschen, die mich inspirieren und motivieren. Und: die Umwelt erholt sich schnell wenn wir besser mit ihr umgehen – das ist unsere Pflicht!